Die Schulsporthalle platzte aus allen Nähten: 600 Christen versammelten sich dort zu "Heaven up",
in dessen Rahmen die Gruppe "Ambergrain" (rechtes Foto) melodischen Rock spielte.
 Fotos: Thorsten Stötzer

 

Jesus erhielt kräftigsten Applaus

600 junge Christen feierten in der Schulsporthalle den "Heaven up"-Jugendgottesdienst - Pfarrer Harald Peter Fischer predigte

Die Ratschläge, die Pfarrer Harald Peter Fischer gibt, gründen auf einem Jahrtausende altem Werk: der Bibel. Nach seiner Predigt dient dann ganz moderne Technik zur Kommunikation, denn die vielen jungen Christen stellen ihre Fragen an Fischer mittels Handy in Form einer SMS. Die Formen sind beim Jugendgottesdienst "Heaven up" in der Nastätter Schulsporthalle innovativ, der Glaube bleibt jedoch das Essenzielle.

NASTÄTTEN. Etwa 600 junge Leute im Alter von 14 bis 25 Jahren sind an diesem Abend gekommen, schätzt Verena Föhlinger aus Lahnstein, eine der Organisatorinnen des Jugendgottesdienstes "Heaven up". Selbst am Heiligen Abend wird wohl kaum ein Pfarrer im Rhein-Lahn-Kreis so viele Kirchgänger begrüßen können. Die evangelische Jugend der  Dekanate St. Goarshausen und Nassau sowie CVJM- und EC-Gruppen veranstalten den besonderen Gottesdienst.

Vier Jugendliche stehen auf der Bühne, bevor der Miehlener Pfarrer Fischer seine Predigt hält. Sie geben kurze Sequenzen aus Seifenopern des täglichen TV-Vorabendprogramms wieder und leiten dann zu wichtigen Fragen des Lebens über. Partnerschaft und die Suche nach einem Ausbildungsplatz nennen sie etwa - passend zum Alter der Besucher.

Das Bild vom Kontrast zwischen Fernsehwelt und Alltag greift Fischer auf: "Das Leben ist kein Film, es gibt keine Rückspultaste". "Interaktiv" sei das Leben, führt er aus, es verlangt Entscheidungen. Letztlich gebe es zwei Alternativen: "Wir können auf unsere Nase setzen, also unseren Instinkt. Oder wir vertrauen auf Jesus - er verlässt uns nicht." Mit Beispielen zur Berufswahl, der Partnerschaft und dem Tod macht er seine Thesen anschaulich.

Harald Peter Fischer predigt an diesem Abend nicht im Talar, er trägt Jeans und T- Shirt. Seine Sprache ist klar, mitunter auch salopp. Er gebraucht keinen speziellen Jugendjargon, ein Wort wie "Scheißdreck" kommt gelegentlich in seiner Rede vor, sorgt aber nicht für Aufsehen. Lautes Lachen kommt nur auf, als er zu seiner ersten Beziehung bemerkt, dass "Gott es gut mit mir gemeint hat, denn ihre Familie ist dann plötzlich weit weg gezogen." Die Kommunikation zwischen dem Pfarrer und seiner "Gemeinde", die auf dem mit Teppichfliesen ausgelegten Boden sitzt, scheint zu stimmen. Dies beweisen auch die offenen, teilweise persönlichen Fragen, die per SMS gestellt werden.

Interaktiv geht es auch bei der "Kirchenmusik" zu. Die Gruppe "Ambergrain" spielt melodische Rockmusik mit christlichen Inhalten und die Besucher singen mit. Da die meist englischen Texte nicht sehr geläufig sind, werden sie mitsamt der Übersetzung an die Wand projiziert. Weiterhin bitten die Moderatoren Rica Hahn (Miehlen) und Kevin Herold (Koblenz) den Braubacher Jens Weyerhäuser auf die Bühne unter dem Basketballkorb. Als "Hausmeister Gündä Lauch" sorgt er für Spaß und Stimmung.

Jeder, der am Gottesdienst mitwirkt, erhält freundlichen und dankbaren Applaus. Am lautesten wird es allerdings nach dem gemeinsamen Gebet und einem weiteren Lied: Da fordert der Sänger von "Ambergrain" nämlich dazu auf, "für Jesus" zu klatschen. An keiner Stelle wird länger und begeisterter applaudiert. Das Wesentliche bleibt also der christliche Glaube, auch bei einem bunten Jugendgottesdienst. Thorsten Stötzer


 

Rhein-Lahn-Zeitung - Ausgabe Bad Ems, Lahnstein vom 26.05.2003, Seite 17.